Geschichte des Musikverein Geschwend e.V.

Der schon lang gehegte Wunsch, in Geschwend einen Musikverein zu gründen, nahm am 27.01.1908 bei einem geselligen Beisammensein im Gasthaus „Rössle“ konkrete Formen an. Spontane Geldspenden aus der Bevölkerung, auch aus dem Nachbarort Präg, schufen die finanziellen Voraussetzungen für eine Vereinsgründung. Der Musikverein Geschwend-Präg konnte offiziell aus der Taufe gehoben werden.

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Erster Vorstand war Alois Rüscher, erster Dirigent Hauptlehrer Ernst Rauss. Die ursprünglich geplante Zusammenarbeit mit dem Nachbarort Präg löste sich allerdings nach kurzer Zeit auf, da man in Präg nunmehr lieber einen eigenen Verein gründen wollte.

Unvorstellbar war die Mühe des ersten Dirigenten, die dreizehn Musiker im Gebrauch der Instrumente zu unterweisen und aus Ihnen eine Kapelle zu formen, die schon bald die Gemeinde bei allen festlichen Anlässen erfreute.

Während des ersten Weltkrieges musste der Verein seine Tätigkeit einstellen, da 18 aktive Musiker zum Heeresdienst einberufen wurden. Zwei Musiker kehrten nicht mehr aus dem Kriegsdienst zurück.

Im März 1919 konnte wieder mit den Proben begonnen werden und bereits 1923 konnte der Musikverein mit 21 Musikern, darunter vielen jungen Leuten, bei einem Wettspiel in Schönau einen 1a Preis erringen.

Bild1 1921

 

Hauptlehrer und Dirigent Ernst Rauss wurde 1926 an die Schule in Steinbach versetzt. Bevor Hauptlehrer Franz Lederer 1927 Dirigent wurde, leitete zwischenzeitlich Alois Steinebrunner den Verein. Im Jahre 1934 wurde auch Hauptlehrer Franz Lederer versetzt, neuer Dirigent wurde Hauptlehrer Ernst Schwörer. Er verstand es ausgezeichnet neue Impulse zu geben und mit seinen originellen Ideen war er bei der Bevölkerung sehr beliebt. Leider verstarb er bereits 1937.

Bild2 1937

Bild2 Ehrenurkunde

Nach einer kurzen Übergangszeit mit Hauptlehrer Max Stemmle, konnte schon bald mit Hauptlehrer Ernst Fischer ein neuer fähiger Dirigent gefunden werden.

 

Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges musste auch der Musikverein Geschwend seine Tätigkeit einstellen. Die Instrumente konnten erfreulicherweise gerettet werden, die Uniformen wurden allerdings eingezogen. Entsprechend groß war auch das menschliche Leid, 9 Musiker mussten ihr Leben lassen.

 

Fastnacht 1948 gab den Anstoß für einen raschen Neuaufbau. Mit 20 Aktiven konnte mit dem Musizieren wieder begonnen werden. Das schwere Amt des 1.Vorstands übernahm Otto Bay, als Dirigent konnte Ernst Fischer wieder gewonnen werden. Der Neuanfang war nicht leicht, die Instrumente waren reparaturbedürftig und die Kasse leer. Durch großzügige Unterstützung der Gemeinde Geschwend konnten die Instrumentenprobleme gelöst werden. 1951 konnte man neue Uniformen beschaffen.

 

Ein erster Höhepunkt des Vereins war das 50-jährige Jubiläum, das vom 19.- 21. Juli 1958 gefeiert wurde. Das große Festzelt im Dürracker konnte die vielen Gastvereine und Festbesucher kaum fassen. Dieses Jubiläumsfest war für den Verein in jeder Hinsicht ein voller Erfolg.

 

Bild3 50 Jahre

Einen schweren Rückschlag musste der Verein im Jahr 1962 durch den plötzlichen Tod seines Dirigenten Ernst Fischer hinnehmen. Da das aktive Mitglied Anselm Steiger bereits Dirigentenkurse des Alemannischen Musikverbandes besucht hatte, wurde er mit der Leitung der Kapelle betraut.

 

Erstmals wurde durch kostenlose Ausbildung von Jugendlichen versucht, die Zahl der aktiven Mitglieder zu erhöhen. Um die finanziellen Verhältnisse zu verbessern, wurde beschlossen, regelmäßig ein Sommerfest abzuhalten.

 

Als Höhepunkt der sechziger Jahre soll das 60-jährige Jubiläum nicht unerwähnt bleiben, welches im Jahre 1968 in Verbindung mit dem Bezirksmusikfest in einem großen Festzelt gefeiert wurde.

 

Mit der Erneuerung der Uniformen im selben Jahr, konnte ein dringendes Problem gelöst werden. Die Finanzierung wurde über einen von den aktiven Musikern geleisteten Holzhieb sichergestellt.

Erste Auslandskontakte konnten 1968 zur Musikgesellschaft Schmiedrued in die Schweiz geknüpft werden.

Als im Jahre 1967 wieder mit der Ausbildung begonnen wurde, meldeten sich zur allgemeinen Überraschung erstmals auch Mädchen. Trotz vielfacher Bedenken entschloss man sich, wohl als einer der ersten Vereine im Oberen Wiesental, Mädchen in den Musikverein aufzunehmen.

Bild4 2 Wertungsspiel Karlsruhe

Die Teilnahme am Bundesmusikfest in Karlsruhe im Jahre 1971 wurde für alle Teilnehmer zu einem nachhaltigen Erlebnis. Beim Wertungsspiel konnte man mit der Bewertung „1. Rang mit Auszeichnung“ einen unerwarteten Erfolg verbuchen. Mit 42 Musikern konnte 1979 ein Höchststand erreicht werden, über 100 Proben und Auftritte verlangten großes Engagement.

Die steigende Anzahl von Auftritten blieb bei den Uniformen nicht ohne Wirkung, so dass man im Jahre 1980 ein weiteres Mal eine neue Einheitskleidung beschaffen musste. Durch großzügige Unterstützung aus der Bevölkerung und seitens der Stadt Todtnau konnte eine neue Trachtenkleidung realisiert werden.

Aus den vielen Veranstaltungen, die der Verein im Laufe der Jahre besuchte, sind die Teilnahmen an den Bundesmusikfesten in Villingen-Schwenningen 1981 und in Freiburg 1986 besonders hervorzuheben. Die Kapelle stellte sich bei den Wertungsspielen mit gutem Erfolg der Fachjury, ein Gesamtchor aus jeweils über 3000 Musikern bildete den krönenden Abschluss.

Eine Werbefahrt für das Todtnauer Ferienland mit Herrn Bürgermeister Edmund Keller in den Raum Bielefeld / Paderborn soll in der Geschichte des Vereins ebenfalls festgehalten werden. Mit mehreren Platzkonzerten in Bielefeld, Paderborn und Detmold, sowie einer musikalischen Weserkreuzfahrt, konnten wir für das Todtnauer Ferienland werben.

Das 75-jährige Jubiläum konnte vom 08.-11. Juli 1983 in einem großen Festzelt auf der Mühlematt gefeiert werden. Verbunden mit dem Bezirksmusikfest des Alemannischen Musikverbandes konnte ein abwechslungsreiches Programm gestaltet werden.

 

Bild5 75 Jahre

 

Die musikalische Leistungsfähigkeit stellte der Verein 1994 beim Wertungsspiel des Alemannischen Musikverbandes unter Beweis. Mit einem 1. Rang konnte die Serie der erfolgreichen Wertungsspielteilnahmen weitergeführt werden.

Neue Wege in der Jugendarbeit wurden 1997 mit der Gründung der Bläserjugend im Musikverein Geschwend e.V. beschritten. Mit einem rechtlich eigenständigen Verein wurde die Jugendarbeit auf eine neue Basis gestellt. Das Bestreben mit einer eigenen Jugendkapelle bei Konzerten des Musikvereins mitzuwirken, konnte in den folgenden Jahren mehrmals umgesetzt werden.

Bild6 Taktstockbergabe

Eine imposante Ära ging am 03.01.1998 zu Ende. Anselm Steiger übergab nach 36 Jahren Dirigententätigkeit beim Neujahrskonzert den Taktstock an Robert Faller aus Häg. Mit ihm konnte die musikalische Entwicklung zu einem modernen Blasorchester nahtlos weitergeführt werden.

Im Jahre 1998 konnte das 90-jährige Jubiläum im Festzelt gefeiert werden. Erstmals wurde mit dem „Original Alpenland-Quintett“ eine aus Funk- und Fernsehen bekannte Kapelle verpflichtet.

Mit viel Unterstützung aus der Bevölkerung konnten neue Uniformen angeschafft werden, die am Jahresabschlusskonzert vorgestellt wurden. Sie bestimmen bis heute die Optik des Musikvereins. In geselligem Kreise entstand 1999 eine Idee zu einem Jahresabschlußkonzert, die bis Heute guten Anklang findet. Die Elsberghalle wurde zu einem Konzertsaal umgestaltet. Die reine Bestuhlung und die aufwendige Bühnengestaltung, die Musik visuell mit Bildern untermalt, ergeben eine einzigartige Konzertatmosphäre. Die Premiere zusammen mit der Geschwender Chorformation „Chor 2“ unter dem Titel „Zukunftsmusik“ fand begeisterten Anklang.

Die Kontakte der in Geschwend beheimateten Familie Caruso brachten uns im Jahr 2000 in den heißen Süden Siziliens nach Contessa-Entellina. Im September erlebten wir nach 28-stündiger Fahrt eine Woche mit herzlicher Gastfreundschaft und tollem südländischem Flair. Unvergessen bleiben die Nächte im „deutschen Pavillon“ und die 4-stündige Festprozession mit der Madonna durch die engen Gassen der Stadt, begleitet von Tausenden von Zuschauern. Die Musikfreunde aus Contessa und wir mussten ununterbrochen abwechselnd spielen, und so war es wohl der längste Festmarsch in der Geschichte unseres Musikvereins. Herzlich empfingen wir die Musiker aus Contessa beim Gegenbesuch im Jahre 2001 an unserem Sommerfest.

Bild7 Sizilien

In alpine Regionen stieß man im Jahre 2001 vor. Der Musikverein wurde vom ehemaligen Aktiv-Musiker Edgar Seger auf die „Stätz-Alp“ nach Graubünden in die Schweiz eingeladen. Auf 1900 Metern über Meereshöhe unterhielten wir die zahlreichen Besucher beim Oktoberfest. In den weiteren Jahren konnten wir noch zweimal in der einzigartigen Bergkulisse die Oktoberfestbesucher unterhalten.

Bild8 SttzAlp

 

Die zweite Reise nach Contessa brachte uns 2004 wieder in den sonnigen Süden. Anders als beim ersten Besuch waren wir bei den einzelnen Musikerfamilien untergebracht, wo wir die Gastfreundschaft noch intensiver genießen konnten.

Bemerkenswert ist auch, dass in den letzten 40 Jahren ständig Tanzmusik gemacht werden konnte. Ob mit der „Schwarzwälder Schilli-Band“ oder der heutigen Formation „Da-Capo“, die Musiker engagieren sich auch auf diesem Gebiet.

Zum Schluss dürfen natürlich die unzähligen sportlichen Erfolge im Rückblick nicht fehlen. Im Probenraum befinden sich über dreißig Pokale, die bei Grümpelturnieren gewonnen wurden. Mit viel Schweiß und Kampfgeist konnte so manche Pokalschlacht erfolgreich beendet und anschließend ausgiebig gefeiert werden. Mit Erich Steiger haben wir einen Fußballer in unserem Verein, der über Jahrzehnte bei allen Turnieren am Start war.

Bild9 Grmpel